30. Juni 2019 Ich bin immer wieder überrascht wie leicht es passiert, dass ich das Wesentliche übersehe. Hier ein ganz aktuelles Beispiel: Vor zwei Tagen habe ich „Aladin" im Kino gesehen. Die alte Walt Disney Zeichentrickversion ist mir gut bekannt. Ich habe sie oft mit meinen Kindern geschaut als wir noch in Nigeria lebten und unsere Auswahlt an Videos sehr beschränkt war. Dann hörte ich von meiner Enkelin, dass es eine neue Kinoversion gibt, die sie ganz toll fand. Meine Tocher und mein Schwiegersohn waren auch beeindruckt von der Neuauflage. Obwohl ich eigentlich gar kein Interesse daran hatte den Film zu sehen, landete ich dann doch im Kino und lies mich auf Aladin ein. Ich muss zugeben, dass mich diese neue Version mit ihrer technischen Finesse auch in ihrenes sei Bann gezogen hat. Allerdings fand ich es ein zu großer Aufwand einen Film neu aufzulegen, der absolut die gleiche Geschichte erzählt, in dem die gleichen Songs gesungen werden, in dem alles eigentlich nur pompöser und aufwendiger ist. Das war meine Meinung nachdem ich den Film gesehen hatte. Erst am nächsten Tag fiel mir irgendwann ein, dass ich etwas ganz Wesentliches übersehen hatte. Meine Enkelin hatte mir erzählt, dass es im Film ein neues Lied gab, das von Jasmin gesungen wurde. Ich habe diese Stelle im Film auch gesehen und das Lied gehört, aber wie wesentlich diese Scene und dieses Lied den Film verändert haben, habe ich erst mal gar nicht wahrgenommen. Jasmin, die Tochter des Sultans bricht in der erwähnten Scene aus der traditionellen Rolle der gehorsamen Tochter aus. Sie weigert sich den Mund zu halten. Sie ist die neue Heldin. Wie konnte ich das übersehen? Ich kenne dieses Phänomen. Im Englischen heißt es „Inattentional Blindness“, auf deutsch wohl Unaufmerksamkeitsblindheit. Wenn wir auf etwas konzertriert sind, dann übersehen wir ganz leicht andere wesentliche Faktoren. (Hier gibt es einen interssanten Artikel dazu: https://www.anti-bias.eu/unconsciousbias/bias-effekte/invisible-gorilla-experiment/) Da ich also darauf konzentriert war all das zu registrieren, was mir im Film bekannt und vertraut war, übersah ich, dass sich die Grundaussage des Filmes geändert hatte. Jamin läßt sich nicht länger von überholten Regeln oder einem machthungrigen Bösewicht den Mund verbieten. Sie will sich für das Wohlergehen ihres Volkes einsetzen. Sie weiß, dass sie das auch kann und ist bereit alles dafür zu tun die Position einzunehmen, die ihr das ermöglicht. Wie konnte ich das nur übersehen? Mein Lebensweg hat mich doch auch an den Punkt gebracht, wo ich alles daran setze meine Stimme zu finden und sie in der Welt laut werden zu lassen. Der Weg bis zu diesem Punkt war nicht einfach.. Es war nicht einfach tiefsitzende, unbewusste, einschränkende Strukturen meiner Psyche aufzuspüren und zu verändern. Ich habe gelernt, dass der Weg das Ziel ist. Jeder Schritt zählt. Ich genieße es zu spüren wie ich mich immer freier und unbekümmerter durchs Leben bewegen und mich ausdrücken kann. Ich will meine Stimme für mehr Bewusstheit im Hier und Jetzt einsetzen, für mehr Achtsamkeit, Verständnis und Integration, für eine lebenswertere Zukunft, an der wir alle mitbauen können. Der Dalai Lama sagte, dass die Frauen der westlichen Welt die Welt retten werden. Ich glaube fest daran, dass es für die Heilung unserer Welt wichtig ist, dass wir Frauen uns unserer Kraft bewusst sind und sie einsetzen für das, was uns am Herzen liegt.
Ich glaube fest daran, dass die Welt durch unsere befreite Stimme bereichert wird, dass die Welt für eine lebenswertere Zukunft unsere Kraft, unsere Stimme, unser Engagement und unsere Entschlossenheit braucht. Wir können die Heldin in unserem eigenen Leben werden, Beschränkungen überwinden und neues Erkunden, nicht nur für unser eigenes Wohlergehen sondern auch für das Wohl der Welt.
1 Comment
Rosemarie Beutner
1/22/2020 11:03:29 am
Das ist sehr schön geschrieben. Spannend, ehrlich und substanziell wie du das wesentliche zur Sprache bringst.
Reply
Leave a Reply. |
Categories
Archives
May 2023
|